Zum Ende des Wettkampfjahres 2022 stehe ich in meiner OL-Karriere ein Stückchen weiter als vor einem Jahr. Ich habe mich dieses Jahr absolut weiterentwickelt und das ganze Jahr über stabile Leistungen gezeigt, die auf einem höherem Niveau lagen als in den vorherigen Jahren.
Im Vergleich zu vorherigen Jahren habe ich 2022 etwas anders trainiert. Die Umfänge wurden insgesamt etwas reduziert und einzelne Blöcke dafür mit einem intensiveren Fokus betrieben. Dies hat allem Anschein nach gut funktioniert und ist etwas, was ich im kommenden Jahr (mit leichten Abweichungen/Verbesserungen) wiederholen möchte. Vor Allem im Sprint habe ich mich durch spezifisches Training technisch sehr sicher gefühlt. Sowohl was Routenwahlen angeht als auch das Durchführen von technisch schwierigen Routen bei hohem Tempo. Durch einen Krafttraining-Block habe ich meine Maximalkraft in den Beinen gestärkt. Dies hat sich vermutlich auch positiv auf meine Laufökonomie ausgewirkt. Physisch war ich stärker als in den vorherigen Jahren - sowohl im Gelände, als auch auf hartem Untergrund, als auch beim Laktatprofil auf dem Laufband.
Vor allem bei internationalen Meisterschaften gehe ich mittlerweile mit dem nötigen Selbstbewusstsein und der nötigen Selbstsicherheit an den Start. Dies führt dazu, dass ich meine Leistungen aus dem Training auch abrufen kann, wenn es wirklich nötig ist.
Das alles ist nur möglich, weil sich meine Arbeit gut mit dem Sport verbinden lässt. Ich arbeite zu 50 % als Orientierungslauftrainer und zu 50 % als Psychologie-Lehrer an einem Sportgymnasium in Oslo.
Mein Training hat sich 2022 mit vielen Erfolgen und Bestleistungen ausgezahlt, bspw. Platz 12 bei den World Games und Platz 22 beim Weltcup in Estland.
Langfristig möchte ich international auf ein Niveau kommen, wo ich regelmäßig in die Top 10 bei internationalen Meisterschaften/Weltcup laufe und ein Diplom bei einer internationalen Meisterschaft oder einem Weltcup erreiche.
Kommende Saison möchte ich besonderen Fokus auf hohes Tempo in technisch anspruchsvollem Mitteldistanzgelände, wie es bei der WOC in der Schweiz zu erwarten ist, und Kraftausdauer im Gelände und an langen Anstiegen legen, sowie weiterhin daran arbeiten unter hohem Druck meine Leistung zu bringen.
Text: Bojan Blumenstein
Herzlichen Glückwunsch, Leon. Wir freuen uns mit Dir einen so kompetenten und engagierten A-Trainer in einem hessischen Verein (SC Helsa) zu haben.
Was hat Dich dazu motiviert den A-Trainerschein zu absolvieren?
An meinem aktuellen Wohnort in Göttingen haben wir eine OLer-Gruppe, der auch einige Bundeskaderathlet*innen angehören. Ein Grund für die Weiterbildung zum A-Trainer ist, dass ich andere Methoden und Philosophien kennenlernen wollte, um ihnen das bestmögliche Training bieten zu können. Auch ein Faktor war, dass die Trainerausbildung im Orientierungslauf auf den höheren Niveaustufen nicht sehr ausgeprägt war. Deshalb wollte ich den jetzigen Ansatz durch meine Teilnahme unterstützen.
Wie viele A-Trainer wurden bundesweit ausgebildet und wie viele A-Trainer gibt es aktuell in Deutschland?
Die Trainer-A-Ausbildung war die erste, die seit etwa dreißig Jahren in Deutschland stattgefunden hat. Entsprechend gibt es auch nur die Teilnehmenden an dieser Ausbildung, die eine gültige Lizenz haben. Das Teilnehmerfeld setzte sich vor allem aus den Teilnehmenden der B-Trainer-Ausbildung im Jahr 2019/2022 zusammen und wurde als Folgeausbildung fortgeführt. Es gibt also jetzt 16 neue A-Trainer*innen.
Was war Bestandteil des Trainerscheins? Wie viele Lehrgänge hast Du zu welchen Themengebieten absolviert?
Wir haben „nur“ zwei Präsenztermine in Göttingen gehabt. Der Großteil des Trainerscheins fand online statt. Am ersten Präsenztermin im November 2021 lag der Fokus einerseits auf Lauftechnik und Verletzungsprophylaxe, andererseits ging es um Mentaltraining im Spitzensport – Stichwort Drehbücher. Am zweiten Termin ging es eher um o-technische Aspekte. Dabei brachte uns der ehemalige deutsche Nationalkaderathlet Ingo Horst seine Trainingsphilosophie nahe. Außerdem testeten wir die erst seit vier Jahren im Weltcup durchgeführte Disziplin „Knock-Out-Sprint“. Da diese so neu ist und viele taktische Elemente hinzubringt, die vorher nicht in dem Maße vorhanden waren, gibt es zwar schon viele theoretische Überlegungen, wie an einen solchen Wettkampf heranzugehen ist, viel Erfahrung hat aber noch niemand.
Bei den Online-Terminen gab es ein noch breiter gefächertes Spektrum an Themen und vor allem an Referenten. Einerseits referierten einige aktuelle und ehemalige deutsche Kaderathleten und Bundestrainer, die Verantwortlichen hatten aber auch einige Trainer anderer Nationen gewinnen können. So bekamen wir beispielsweise die recht unterschiedlichen Konzepte der Schweizer und Dänen (beides Topnationen im internationalen OL) präsentiert. Wir konnten aber auch mit den österreichischen Nationaltrainern reden, die von den Voraussetzungen wahrscheinlich näher bei uns sind. Thematisch deckten die Vorträge ein Spektrum von Ernährung über Crosstraining zu Blockplanung oder digitale Wettkampfvorbereitung ab.
Was ist für Dich die wertvollste Erkenntnis der Trainerschein-Ausbildung?
Am meisten haben mir wahrscheinlich die Erfahrungsberichte der verschiedenen Trainer geholfen. Ein gutes Beispiel ist unser aktueller Nationaltrainer Thomas Meier, der vorher in der Schweiz schon lange als Trainer aktiv war, einerseits als Kadertrainer, andererseits aber auch als persönlicher Trainer von Athleten. Er erzählte einige Anekdoten aus seiner Trainerlaufbahn, in der er – häufig unbewusst – auch Fehler gemacht hat. Durch mehrere Beispiele veranschaulichte er, dass verschiedene Athlet*innen auf ein und dieselbe Art des Vorstartcoachings völlig unterschiedlich reagierten. Das war ein guter Vortrag, um sensibilisiert zu werden, dass man als Trainer auf jede*n Athlet*in unterschiedlich eingehen muss.
Inwiefern bist Du aktuell wo als Trainer aktiv?
Aktuell betreue ich die Orientierungslaufgruppe des Hochschulsport Göttingen. Hier haben wir einmal pro Woche ein offizielles Training. Die Hauptschwierigkeit bei diesem Training ist die breite Fächerung der Niveaus. Einerseits will ich Anfänger*innen für OL begeistern, daneben kommen aber auch Bundeskaderathlet*innen zum Training, die ebenfalls nicht unterfordert werden wollen. Daneben trainiere ich Paula Starke. Außerdem berate ich Katharina Linke. Beide sind Läuferinnen im Elite-Nationalteam und streben die Teilnahme an der nächstjährigen WM und EM an.
Welche neuen Ideen und Ambitionen hast Du aus der Trainerschein-Ausbildung mitgenommen?
Der Trainerschein hat nicht dafür gesorgt, dass ich aufeinmal einen ganz anderen Blick auf leistungssportliches Training im OL bekommen habe. Ich denke, der Output war vor allem eine Vergrößerung meines Repertoires an verschiedenen Trainingsmethoden. Für mich ist es ein wichtiger Aspekt, dass man die Möglichkeit hat, für jede*n Athlet*in den individuell bestmöglichen Ansatz zu wählen.
Mit Paula trainiere ich seit diesem Herbst das erste Mal eine Athletin persönlich. Ich würde mich deshalb freuen, wenn sie es schaffen würde, sich im nächsten Jahr zur WM zu qualifizieren.
Vielen Dank für das spannende Interview. Wir wünsche Dir bei Deiner Arbeit weiterhin viel Freude und gutes Gelingen.
Das Abschlusstrainingslager auf dem Sensenstein begann am Freitagabend mit einem anstrengenden Knock-Out-Sprint-Training im Dunkeln. Er bestand aus drei Läufen mit jeweils 15 bis 19 Posten. Am nächsten Tag ging es mit einem Routenwahltraining in Kaufungen weiter. Es war ein extensives, nicht so anstrengendes, Training. Nach dem Mittagessen machten wir mit einem Golf-OL an der Vereinshütte des Ski-Club Helsa weiter. Dabei musste sich Läufer A die Route zum Posten merken und der andere, ohne den Posten zu kennen, mitlesen und am Posten sagen, wo Läufer A hingelaufen ist. Am Abend nutzten wir die Halle für ein Hallentraining. Wir machten OL-Spiele in verschiedenen Teams. Während die C-Trainer, die parallel zum D-Kader-Lehrgang ihr letztes Modul zum Trainerschein absolvierten, sich einen weiteren Vortrag anhörten, spielten die Kinder des D-Kaders in der Halle Fußball und Basketball. Als letztes Training gab es am Sonntag einen Schlaufen-OL mit Massenstart in Staffelform. Die Trainings waren mal extensiv, mal intensiv und es war cool durch den Schnee zu laufen.
Text: Lina Behrendt, Katja Horst
Fotos: Hendrik Holzhauer, Ulla Horst, Carla Mühlstein