Aus den Reihen der Hessischen Orientierungsläufer gingen mit Bojan Blumenstein vom OSC Kassel für Deutschland und mit Toby Scott vom OLV Steinberg für Neuseeland gleich zwei Läufer bei der WM an den Start.
Gemeinsam mit anderen Läufern des deutschen Nationalkaders im Orientierungslauf verbrachte Bojan Blumenstein dieses Frühjahr 31 Trainingstage in der Umgebung rund um Doksy, Liberec und Turnov. Neben physischen Trainingseinheiten konnte Blumenstein bei seinen Aufenthalten in Tschechien insgesamt 43 Orientierungslauf-Einheiten im für die WM relevanten Gelände absolvieren. Über die Sichtungsläufe Anfang Juni qualifizierte sich Blumenstein für die Mittel- und Langdistanz, sowie für die Staffel. Während die Mitteldistanz im orientierungstechnisch sehr anspruchsvollen Isergebirge nördlich von Liberec ausgetragen wurde, fanden die Langdistanz und die Staffel weiter südlich in den von Sandsteinformationen geprägten Wäldern rund um Doksy statt. „Mit einem guten Trainingswinter und der spezifischen Trainingsgrundlage in Tschechien fühle ich mich sowohl technisch als auch physisch auf die WM gut vorbereitet. In der Staffel gilt es an unser gutes Ergebnis mit dem 10. Platz bei der WM 2019 in Norwegen anzuknüpfen. Über die Mittel- und Langdistanz erhoffe ich mir mit einem guten Lauf eine Platzierung unter den besten 20 zu erreichen“, so Bojan Blumenstein vor der Abreise zur WM. Während er über Mittel- und Langdistanz mit Platz 31 und 45 hinter seinen Erwartungen zurückblieb, trumpfte die Deutsche Herrenstaffel mit einer geschlossen starken Leistung auf und beendete das Rennen auf dem grandiosen achten Rang. Felix Späth, der inzwischen in Schweden Zuhause ist und dort, ebenso wie Bojan Blumenstein in Norwegen, regelmäßig an qualitativ hochwertige Trainings und Wettkämpfen mit internationaler Konkurrenz teilnehmen kann, zeigte eine souveräne Leistung. Vom Starkregen lies er sich nicht beeindrucken und übergab mit unter zwei Minuten Rückstand auf Platz acht liegend an Ole Hennseler. Ole Hennseler hielt diese Platzierung ebenfalls dank eines kontrollierten Rennens und übergab mit vier Sekunden Vorsprung auf Österreich an Bojan Blumenstein. Dieser startete durch die gute Position hochmotiviert und gut ins Rennen und lieferte sich einen spannenden Kampf mit dem Österreicher und dem vor ihm gestarteten Franzosen. Nach einem Fehler an Posten zehn gewannen die beiden Konkurrenten einen Vorsprung, den Bojan Blumenstein durch eine geschickte Routenwahl zu Posten 14 wieder schließen und sich vor Österreich und Frankreich setzen konnte. Während Bojan Blumenstein den Franzosen am Ende ziehen lassen musste, setzte er sich erfolgreich gegen den Österreicher durch und brachte so den achten Platz für die Staffel sicher ins Ziel. Damit haben die Drei das beste Ergebnis einer deutschen Herrenstaffel bei einer WM seit 1972 erlaufen, wo die DDR-Staffel auf Platz sechs lief.
Toby Scott konnte bei der Staffel leider nicht an den Start gehen, weil den Neuseeländern der dritte Läufer fehlte. Aufgrund der COVID-19-Pandemie konnten nur in Europa lebende Neuseeländer und Australier an den Start gehen, sodass Toby Scott einer von zwei Neuseeländischen Startern war. Toby Scott hatte im Gegensatz zu Bojan Blumenstein nicht die Möglichkeiten sich so professionell auf die WM vorzubereiten. Während in Deutschland im vergangenen Jahr so gut wie keine Wettkämpfe stattfanden, trainierte Toby Scott regelmäßig selbstständig auf Karten in Rheinhessen. Parallel zum beanspruchenden Vollzeitjob und ohne Trainings im relevanten und orientierungstechnisch sehr anspruchsvollen Gelände war die Vorbereitung somit eher suboptimal. Technisch kam er bei beiden Läufen dennoch gut zurecht und qualifizierte sich erfolgreich für das Finale in der Mitteldistanz. Dort musste Toby Scott der Konkurrenz jedoch physisch Tribut zollen, sodass er die Mitteldistanz auf Platz 41 beendete. Über die Langdistanz gibt es keinen Qualifikationslauf, sondern die Läufer treten direkt im Finale gegeneinander an. Toby Scott hatte hier mit Magenproblemen und einem größeren Fehler zu Beginn des Rennens zu kämpfen, zeigt sich mit Platz 55 am Ende aber sowohl mit der Langdistanz als auch mit der gesamten WM zufrieden und dankbar, dass er am Start stehen durfte.
Text: Sabine Rothaug
Foto: Jan Birnstock